Nach den Weihnachtstagen konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger mit mir heute zusammen einen kleinen Rundgang durch Niendorf Nord antreten. Zum einen tat das trotz nebligen Wetters der Gesundheit ganz gut, nach dem man vielleicht während der Feiertage etwas „gesündigt“ hatte, zum anderen konnte ich entlang der Route Einiges über geschichtliche Entwicklungen und Maßnahmen berichten, die wir hier anschieben konnten und die noch geplant sind.


Gestartet wurde in der sog. „Brunnenpassage“ bei der Haspa und einigen Informationen zur Entstehung des Wohnquartiers. Vor noch rund 100 Jahren war im Niendorfer Norden ein Fläche von rund 500 Hektar noch Moorlandschaft, die sich im Osten bis zum Garstedter Weg – im Süden bis zur Straße Johannkamp – im Westen zum Gut Wendlohe und im Norden bis zum Gebiet der Gemeinde Garstedt erstreckte.
Unmittelbar nach dem Krieg – im Jahr 1946 – beschloss der Hamburger Senat dann, den 300 Hektar großen Niendorfer Anteil am Ohmoor abzutorfen und zu kultivieren. Mit Trümmerschutt wurden neue Straßen aufgeschüttet, das Moor wurde entwässert und später wurden durch die Verlängerung der Startbahn 2 weitere Teile des Moores zerstört.
Ab Beginn der 1960er Jahre entwickelte sich im ehemaligen Ohmoor und seinen Randgebieten mit Niendorf-Nord ein neuer, modernes Quartier. Ende der 1960er Jahre kam dann die Großsiedlung am Wagrierweg dazu.
In den 1980er Jahren das Gebiet zwischen den Straßen Moorflagen/ Voßbarg/ Nordalbingerweg/ Swebenweg bebaut. Im ursprünglichen Bebauungsplan waren 300 Einfamilienhäuser, 600 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern vorgesehen.
Den ersten Spatenstich gab es im Sommer 1980 rund um die damals schon geplante Endhaltestelle der U-Bahn. Bauherr war eine Trägergemeinschaft unter der Federführung der Neuen Heimat, dazu gehörten dann auch Genossenschaften. Die Bauprojekte zogen sich zehn Jahre hin und die letzten Bauvorhaben wurden dann 1989/ 90 fertiggestellt. 1991 folgte dann die Eröffnung der U-Bahn in Niendorf-Nord.
In den letzten 10-15 Jahren gab es viele Diskussionen darüber, wie man das Quartier aufwerten kann.
Einiges konnte auch mit öffentlicher Förderung umgesetzt werden, u.a. breitere und barrierefreie Wege, die Neugestaltung der Grünanlage, neue Bänke, ein neuer Wochenmarkt und auch die Unterstützung der örtlichen Interessengemeinschaft.
Weiterhin kümmert sich ein Stadtteilbeirat um alle Themen aus dem Quartier und tagt öffentlich drei Mal im Jahr. Im Beirat können sich übrigens alle beteiligen, die Interesse an der Entwicklung im Quartier haben. Kontakt über: beiraete-eimsbuettel@lawaetz.de
Weiter ging es in die Wagriersiedlung, die größte Genossenschaftswohnanlage (BGFG) Niendorfs.
An dieser Stelle lebten bereits in der Steinzeit die ersten Niendorfer. Ihre Spuren – Messer, Pfeilspitzen, Schaber, Bohrer, Faustkeile – hatte der Lehrer Max Möller 1920 auf dem sandigen Ödland entdeckt
Die sog. Klingbarg-Siedlung wurde hier ab 1966/67 bis 1969 auf einer freien Wiese gebaut. Mittlerweile wohnen über 3000 Menschen hier in über 1.000 Genossenschaftswohnungen der Baugenossenschaft Freier Gewerkschafter.
Nächster Halt war die große Freifläche zwischen der Kollauwanderweg-Verlängerung am Rand der Wagriersiedlung und der Autobahn. Der Kollauwanderweg wurde bereits in den 1950/ 60er Jahren in Teilen fertiggestellt und die Verlängerung erfolgte dann nach dem Bau der Wagriersiedlung.
Über die Frei-Fläche, die eigentlich dann schon zu Schnelsen gehört, wurde in der Vergangenheit immer mal wieder diskutiert. Hier gilt der Bebauungsplan „Schnelsen 63“ – die Fläche wird begrenzt von der Autobahn im Westen, dem Vielohweg im Süden und Grünflächen im Osten.
Da man davon ausging, dass die Belegungskapazitäten einiger Friedhöfe im Hamburger Nordwesten bald erschöpft sein würden, plante man hier Ende der 1970er/ Anfang der 1980er Jahre einen neuen Friedhof. Realisiert wurde dieser bis heute nicht, die zuständige Umweltbehörde hält aber bis heute an der Planausweisung fest.
In der Verlängerung nach Westen kommt man zum Gut Wendlohe, das 1882 erbaut wurde. Der Gutshof wurde 1896 von dem Eimsbütteler Apotheker Ernst Sandow erworben, dessen Nachfahren ihn bis 1965 landwirtschaftlich nutzten. Das Gut hatte bis 1965 eine Größe von über 400 Hektar Land und war somit der größte Hof, den es in Schnelsen jemals gegeben hat. Bis 1975 war hier die Reiterstaffel der Polizei untergebracht. Nachdem diese aufgelöst wurde, vermietete man alle Boxen an Pferdebesitzer. Heute ist das Gut Mitglied im HH Landes-Reitverband
Weiter ging es in die Grünanlage Voßbarg, die ab 1984 entwickelt wurde. Der Ortsausschuss stellte damals 60.000 DM aus Sondermitteln für die Anlage eines Wanderweges zwischen Moorflagen und Jütenweg bereit; damit sollte das große entstehende Wohngebiet mit dem Kollauwanderweg/ Niendorfer Ring verbunden werden. Am 4.11.1986 beschloss der Hamburger Senat dann, auf dem Voßbarg einen Ausgleich für die Grünfläche zu schaffen, die durch die geplante Ansiedlung von IKEA am Wunderbrunnen in Schnelsen wegfallen sollte. Im Frühjahr 1987 begannen dann die Vorarbeiten auf dem Gelände, das teilweise landwirtschaftlich genutzt worden war. Neue Wege wurden angelegt, ein Kinderspielplatz, ein Rodelberg und ca. 30.000 Bäume und Sträucher gepflanzt.
Mittlerweile gibt es mit Blick auf die Grünanlage verschiedene Themen und Anliegen von NutzerInnen, die an die Politik herangetragen werden und die im Rahmen einer Gesamtbetrachtung bewegt werden sollen, um den Voßbarg als Anziehungspunkt im Niendorfer Norden attraktiv zu halten. U.a. geht es um Bänke, die dort nicht mehr zum Verweilen einladen, mögliche Standorte für neue Bänke oder die Aufwertung der Spielmöglichkeiten, z. B. auch die Errichtung einer Boule-Bahn.
Aktuell haben meine Kolleginnen und Kollegen der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel einen Antrag an die Bezirksamtsleitung auf den Weg gebracht, der diese Verbesserungen ermöglichen soll – bis zum Ende der Sommerpause 2025 soll die Bezirksamtsleitung über Planungen und mögliche Umsetzungen zu berichten – hier der Antrag.
Zum Abschluss des Rundgangs ging es zum Mahnmal 12 Stühle. Anfang der 1980er Jahre beschloss der Ortsausschuss Lokstedt die Straßen in diesem Quartier nach 11 Hamburger Widerstandskämpfern zu benennen: Georg Appel, Clara und Walter Bacher, Rudolf Klug, Kurt Ledien, Reinhold Meyer, Hanne Mertens, Ernst Mittelbach, Joseph Norden, Margaretha Rothe, Kurt Schill, Paul Thürey.
Die Benennung erfolgte dann 1984. Das „Mahnmal 12 Stühle“ kam später dazu. Der Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte entwarf das Mahnmal zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, das im April 1987 eingeweiht wurde
Elf Rückenlehnen der Stühle sind mit den Namen der Hamburger Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer versehen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Auf einer Tafel auf dem zwölften Stuhl, der keinen Namen trägt, wird die Gedenkstätte erläutert und dazu aufgefordert, sich dazuzusetzen und der Frauen und Männer des Widerstands zu gedenken.